50 Jahre Niklaus Baugeräte in Gomaringen
Ein halbes Jahrhundert existiert Niklaus Baugeräte GmbH nun in Gomaringen.
Qualität made im Ländle - eine Firmenchronik.
Meilensteine
Helmut Niklaus, der Gründer der Gomaringer Niklaus Baugeräte, kam am 17. November 1930 in Tübingen zur Welt und wuchs in Hechingen und Stuttgart auf. Als 23-Jähriger lernte er, in einer Zeit des Auf- und Umbruchs, bei einer Hochzeitsfeier im Gomaringer Gasthaus Bahnhof seine spätere Frau Edith Schuker kennen; Helmut kannte die Braut und der Bräutigam war ein Bekannter von Edith. Wegen ihr kam Niklaus nach Gomaringen.
1954: Selbstständig als Handelsvertreter
Niklaus stammte zwar aus einer Hechinger Textilunternehmerfamilie, hielt sich aber lieber im Freien auf. Für ihn lag es deshalb näher, den Beruf des Gärtners zu erlernen. Anfang der Fünfziger Jahre war er dennoch eine Zeitlang von Hechingen aus als Vertreter für Textilwaren unterwegs, weil er wegen eines früheren Motorradunfalls seinen Lehrberuf nicht mehr ausüben konnte. Wie das Leben dann so spielt: Als sein Auto eines Tages in der Inspektion war, nutzte Niklaus die Wartezeit für einen Spaziergang und sah bei der Baugeräte Firma Beck nahe Hechingen zum ersten Mal die damals üblichen, dreibeinigen Gerüstböcke. Und die Firma Beck suchte zu dieser Zeit händeringend jemand für den Vertrieb! In den Fünfziger und Sechziger Jahren boomte die Bauwirtschaft nicht zuletzt aufgrund des Wohnungsmangels der Nachkriegszeit.
Der geborene Verkäufer
Am 1. März 1954 war Helmut Niklaus zum ersten Mal als Handelsvertreter im Baugewerbe unterwegs; damals hatte er bereits ein eigenes Lager auf dem Grundstück seines Wohnhauses in der Hinterweilerstraße.
Seine Verkaufsschlager waren dreibeinige Gerüstböcke für Gipser, für die er, gemeinsam mit einem Gomaringer Schlosser, die Schienen zum Auflegen der Holzdielen selbst entwickelte. Als er bei der Firma Wendler zum ersten Mal deren neu entwickelte Stahlschalung für den Kellerbau sah, wusste er sofort, dass er diese Schalung ebenfalls für seinen Handel brauchte: Diese Elemente waren im Kellerbau damals ein Novum. Und sie ließen sich so gut vermarkten, dass sein Lieferant kaum mit der Produktion hinterherkam! Helmut Niklaus kam damals weit herum – bis ins Allgäu und ins Badische. Das dritte Standbein bildeten Schalungsstützen für die Betondecken, auch ein sehr gefragtes Produkt auf dem Baumarkt.
1965 ließ er sich das Gebrauchsmuster eines „zusammenlegbaren Wetterdaches für Baumaschinen und Baustoffe“ schützen.
„Mein Vater war der geborene Verkäufer“, schmunzelt heute sein Sohn Christoph. „Er hat sogar sein altes Unfall-Moped verkauft!“. Später sollte auch das „Lägerle“ der Kinder vor dem Haus spurlos verschwinden, eine kleine Blechhütte, wo Fahrräder, Roller und Spielsachen untergebracht waren. Natürlich bekamen die Kinder wieder eines, aber da brauchte halt gerade jemand genau so eines wie das alte.
1968: Der eigene Baugerätehandel
So gut lief der Markt für die drei Kernprodukte, dass Helmut Niklaus am 1. Januar 1968 damit seine eigene Firma gründete, den „Helmut Niklaus Baumaschinen“ Baugerätehandel in der Hinterweilerstraße18 in Gomaringen, damals noch Kreis Reutlingen.
Ab 21. September 1971 erscheint die Firma als „Baugeräte und Baumaschinengroßhandlung“. Zwei Jahre später nimmt Niklaus seine Frau Edith und die drei Kinder als Kommanditisten mit in die Firma.
Seit Ende der 60 Jahre wuchs die kleine Zwei-Personen-Firma – nicht immer ganz kontinuierlich – auf mittlerweile neun Mitarbeiter. Es gab Hochs und Tiefs, „wie bei den sieben guten und den sieben schlechten Jahren“, erinnert sich Christoph Niklaus. Stetig kamen aber weitere Produkte dazu, die auf dem Bau benötigt wurden, wie Betonmischer, Bauwagen, Gerüste oder Diskus-Ringe, die Abstandhalter für die Bewehrung von Betondecken. Räumlich hatte die Firma angefangen im langgestreckten Lagerhaus mit den Schiebetüren hinter dem Wohnhaus in der Hinterweilerstraße.
Nebenan hatte Kurt Gack sein Baugeschäft. Tochter Gudrun Bühler weiß heute noch: „Mein Vater hatte eine Zeitlang kein eigenes Lager, es gab ja alles bei Niklaus“. Mit knapp 600 m2 war das Grundstück schließlich komplett überbaut – bis kein Garten mehr für die Familie übrig blieb. Und der Platz reichte immer noch nicht.
1983: Umzug ins neue Baugebiet Brühl
Helmut Niklaus wollte nun endlich den Privatbereich vom Geschäftsbereich trennen. Er selbst war zu der Zeit noch viel zu Abendterminen unterwegs, die Kunden kamen aber oft gerade in diesen Stunden – zu seiner Frau Edith. Die war ohnehin stark in den Betrieb eingebunden und kümmerte sich um die Buchhaltung. Die Ausweisung des neuen Baugebiets, eine der ersten Amtshandlungen des jungen Bürgermeisters Manfred Schmiderer, kam wie gerufen. Am 23. Mai 1979 kaufte Niklaus das Grundstück zwischen Robert-Bosch- und Tübinger Straße von der Gemeinde. 1980 startete der Gomaringer Architekt Czeschka mit der Planung; 1983 konnte endlich der Grundstein gelegt werden.
1992: Übernahme durch Sohn und Schwiegersohn
1991 war Helmut Niklaus in der Region inzwischen führend bei der Vermietung von Baugeräten. Alles, was am Bau gebraucht wurde, war bei ihm auch zu bekommen. Immer wieder schaute Helmut Niklaus: Was passt noch in mein Sortiment? Was suchen die Kunden? Bei denen galt der Chef als rechtschaffen und war sehr beliebt. Viele Stammkunden blieben so lange Zeit erhalten, Niklaus hatte ihr Vertrauen. Denn seine Marktführerposition nutzte der schwäbische Unternehmer nie aus, die Preise blieben im Durchschnitt.
Aus diesem Jahr stammt auch der erste Mietkatalog – in Handarbeit und Blatt für Blatt auf Tischtennisplatten ausgebreitet und zusammengetragen. Die Zeit der Umstellung auf Computer brach gerade erst an: „Da isch des Computerzeug komme“, wie Edith Niklaus es heute formuliert. So recht war das nicht mehr das Ding der ersten Generation. Die zog sich langsam zurück, vor allem aus gesundheitlichen Gründen. „Aber es war schön anzusehen, wie der Vater das Gärtnern, das er ja einst gelernt hatte, wieder anfing“, sagt Beate Pommranz. Der Garten war ja jetzt wieder frei.
Am 1. Januar 1992 übergibt Helmut Niklaus das Geschäft an Sohn Christoph und den Schwiegersohn Gerald Pommranz. Obwohl Kommanditisten, war es nicht von Anfang an selbstverständlich, dass die Kinder auch tatsächlich in die Fußspuren des Vaters traten. Christoph studierte nach dem Abitur 1986 dennoch Betriebswirtschaft in Reutlingen; im Wintersemester 1990/91 erhielt er seinen Abschluss. Schon davor arbeitete er im Betrieb mit. „Die Entscheidung“, räumt er ein, „habe ich für mich jedoch schon beim ersten Praxissemester getroffen“. Die Mittelstandsfirma sollte zwar größer werden, aber überschaubar bleiben. Er erkannte: „Wir brauchen auch Baumaschinen, wie Mini-Bagger“. Die größte Maschine war bis dato ein Druckluftkompressor.
Stetige Sortimentserweiterung
Nach der Übernahme wurde das Sortiment sukzessive erweitert. Mini-Bagger wurden angeschafft, später auch Radlader und Baukräne. Und wer völlig in dem „Computerzeug“ aufging, war Gerald Pommranz, seit 1985 mit Tochter Beate verheiratet. Er erstellte mit Christoph zusammen den zweiten Mietkatalog bereits per Computerprogramm. Der studierte Kirchenmusiker hatte im Zweitstudium Musik, Mathematik und Physik für Lehramt sein Faible fürs Programmieren entdeckt, als er für den Vieweg-Verlag MS-DOS-Programmierbücher aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertrug. Sie gerieten zu Bestsellern mit mehreren Auflagen und sind heute noch erhältlich. Auch das erste Programm, mit dem Niklaus arbeitete – ein Überweisungsprogramm mit Datenbank – stammt von Pommranz.
Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter ergänzen sich perfekt. Christoph Niklaus ist zuständig für Maschinen und Gebrauchtmaschinen, den Kranmietpark, die Betreuung der Außendienstmitarbeiter, den Fuhrpark-Einkauf sowie Planung und Durchführung von Verkaufs-Schulungen, die Betreuung der Niederlassungen und die Struktur der Werkstatt. Seinem Schwager Gerald Pommranz obliegen die Betreuung von Außendienstmitarbeitern im Kleingerätebereich, die Container und Schalungen. Außerdem fallen in seinen Zuständigkeitsbereich Löhne und Finanzen allgemein, die Zusammenarbeit mit Steuerberater, Banken, Verbänden u.ä. sowie die Finanzierung von Baumaschinen.
Ab 1994: Die Filialen
Die „Goldgräberstimmung in der Baubranche“ ließ nach der Wende auch die zweite Niklaus-Generation nicht kalt. 1993, als auch der Standort in der Robert-Bosch-Straße zum ersten Mal erweitert wurde, fuhren sie zu dritt zu einem Kunden in der Nähe von Ost-Berlin. „Ein Komplett-Sortimenter“ fehlte dort zwar, aber es gab etliche Spezialisten in Weimar oder Leipzig. Niklaus beschloss, nicht wie so viele andere in den Osten zu expandieren.
Lieber konzentrierte er sich, wie vor Berlin schon angedacht, auf den Südwesten: 1995 entstand in Bodman am Bodensee die erste Niederlassung mit Horst Lindner. Dessen Frau Claudia hatte zuvor als studentische Aushilfe bei Niklaus gearbeitet. Die Firma bewies Mut – und zeigte Vertrauen in die Protagonisten dieser „Pioniergeschichte“. Denn Lindner hatte in Konstanz Volkswirtschaft studiert und von der ganzen Baubranche „eigentlich keine Ahnung“. Zunächst baute er, noch ohne eigenes Lager, für Niklaus einen Kundenkreis auf. Dann fand man eine Halle, etwas abseits zwar, aber „die schönste Halle“ am Bodensee. Für den Umbau und die Einrichtung krempelte Niklaus die Ärmel hoch und zog für acht Wochen mit der Familie zu Lindner an den See.
Vom Bodensee bis in den Großraum Stuttgart
Fünf Jahre später wurde die Niederlassung Bodensee wegen der deutlich besseren Anbindung nach Singen, das Wirtschaftszentrum im nordwestlichen Bodenseeraum, unter der erfolgreichen Leitung von Lindner verlegt. Im Abstand von wenigen Jahren folgten neue Niederlassungen in zentralen, wirtschaftsstarken und gut erreichbaren Gebieten: 1999 in Remshalden für den Raum Stuttgart, 2008 Mönchweiler bzw. seit 2018 stattdessen Villingen, 2009 Münsingen auf der Schwäbischen Alb, 2012 Waldshut-Tiengen nahe der Schweizer Grenze, 2013 Tuttlingen (Übernahme des ehem. Mietparks Bösch) und 2017 Darmsheim bei Sindelfingen (Übernahme des ehem. Mietparks Renz). In Ofterdingen im Steinlachtal wurde zusätzliche Lagerfläche geschaffen.
Auch der heimische Standort in Gomaringen veränderte sich in den letzten Jahren. So erhielt der erste Neubau im Jahr 2000 die Büro-Containeranlage als Anbau; 2004 erfolgten sowohl eine erneute Platzerweiterung als auch der Neubau in der Robert-Bosch-Straße gegenüber.
Partnerfirmen
Die Niklaus Baugeräte GmbH zählt auch die internationalen Partnerschaften zu ihren Meilensteinen. Dazu gehören
- seit 1994 Containex als Containerhersteller
- ebenfalls seit 1994 IHI-Baumaschinen (als Händler)
- ab Anfang 1998 GEHL (als Vertragshändler)
- 1999/2000 BOMAG GmbH
- seit Mitte 2002 Atlas Weycor (als Vertragshändler)
- ab November 2003 Manitowoc Potain (als Vertragshändler)
- seit 2012 IHI-Baumaschinen (als Generalimporteur), seit 2017 Namensänderung KATO.
Messen
Gemeinsam mit den Partnern, aber auch allein ist Niklaus Baugeräte GmbH seit Jahren auf den wichtigen internationalen Fachmessen in Deutschland vertreten:
- GaLaBau Nürnberg: Als Händler bereits seit Ende der Neunziger Jahre; etwa mit GEHL als IHI-Vertragshändler ab 2000. 2014 war Niklaus Baugeräte zum ersten Mal allein vertreten. Die Internationale Leitmesse Urbanes Grün und Freiräume (GaLaBau) findet alle zwei Jahre statt, die nächste im September 2018.
- bauma München (8.-14. April 2019). Die Weltleitmesse für Bau-, Baustoff- und Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte findet alle drei Jahre statt. Aufgrund der langjährigen Partnerschaft mit Hägele Schalung war Niklaus Baugeräte bereits 1986 auf der bauma vertreten.
- Südwest Messe in Villingen-Schwenningen (jährlich Ende Mai/Anfang Juni): seit 2009.
- Hausmessen: Seit 1992 fanden alle zwei Jahre Hausmessen statt, meist in Gomaringen, dazwischen immer wieder Bodman bzw. Singen.
Im Jahr 2004 gab es besondere Gründe zum Feiern: Die Einweihung der neuen Werkstatt und Büroräume, sowie die Partnerschaft mit EnBW als neuem Untermieter.
Eine der letzten großen Hausmessen war im Jahr 2011 mit Westernabend, Live-Musik und gegrilltem Spanferkel.
Die Firmenphilosophie
Acht Mal ist also Niklaus heute im „Ländle“ vertreten. „Wir haben den Kundenstamm erhalten“, erläutert Christoph Niklaus, „und gleichzeitig ausgebaut“. Die Firma hat sich bewusst für Baden-Württemberg entschieden. Die Kunden profitieren durch die Nähe; die Kosten halten sich in Grenzen, denn sowohl die Außendienst-Mitarbeiter als auch die Kunden haben keine großen Strecken zu den Standorten zu fahren. Der Grundgedanke aus den Neunziger Jahren hat sich bewährt: Vermietung von Baugeräten in jeweils überschaubaren räumlichen Bereichen, wo auch entsprechender Bedarf festzustellen war. „Das Netz im Südwesten“, sagt Christoph Niklaus, ist jetzt so dicht, dass es reicht. „Man muss auch konsolidieren können“.
Dritte Generation steht bereit
Das mittelständische Unternehmen funktioniert aber nicht nur dank motivierten Mitarbeitern, fundiertem Fachwissen, einem Gespür für Innovationen und zuverlässige Kontinuität, sondern auch durch die Mithilfe, Rückendeckung und den Zusammenhalt der Familien. Die Orientierung an christlichen Werten zieht sich wie ein roter Faden durch die drei Unternehmer-Generationen – die dritte steht mit Daniel Pommranz schon in den Startlöchern.